Abgeschlossene Forschungsstudien
VISION-Studie
In der VISION-Studie möchten wir die Zusammenhänge zwischen Eigenschaften einer Person, Gefühlen (z.B. Wut) und sozialem Verhalten näher erforschen. Das Ziel dabei ist, die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Störungen des Sozialverhaltens zu verbessern.
Aus früheren Untersuchungen wissen wir bereits, dass Eigenschaften einer Person und Gefühle, die wir in einem bestimmten Moment haben, beeinflussen, wie wir andere Menschen wahrnehmen und auf sie reagieren. Es ist jedoch noch unklar, wie genau sich Kinder und Jugendliche mit Problemen im Umgang mit anderen Menschen von den Gefühlen der anderen Menschen beeinflussen lassen. Diese Zusammenhänge möchten wir in der virtuellen Realität genauer überprüfen.
Diese Studie richtet sich an Jungen zwischen zehn und 14 Jahren, die sich aufgrund einer externalisierenden Erkrankung in stationärer Behandlung befinden. Die Studie wird in Kooperation mit der Radboud Universität Nimwegen durchgeführt.
Für diese Studie suchen wir zudem Jungen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, ohne psychische Auffälligkeiten.
Wenn Dein Interesse geweckt ist, kontaktiere uns!
Ansprechpartnerin:
Laura Derks
E-Mail: laura.derks@lwl.org
Telefon: 02381 893 8252

ESCAlife-Studie: Wirksamkeit von ADHS-Therapien
Die ESCAlife-Studie (Evidence-based, Stepped Care of ADHD along the life-span) untersuchte die Wirksamkeit verschiedener ADHS-Therapien bei Kindern und Jugendlichen im Alter von drei bis 17 Jahren. Die Studie war Teil des Forschungsnetzes zu psychischen Erkrankungen und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Ziel war die Optimierung einer individualisierten Behandlungsstrategie für Patientinnen und Patienten mit ADHS.
Im Rahmen der ESCAlife-Studie an der LWL-Universitätsklinik Hamm wurden unterschiedliche Behandlungsprogramme für Kinder und Jugendliche mit ADHS angeboten und evaluiert. Die Therapie orientierte sich an der jeweiligen Symptomatik und wurde an die individuelle Lebenslage der Patienten und Patientinnen und ihrer Familien angepasst.
Die Datenerhebung und Auswertung der ESCAlife-Studie sind abgeschlossen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse befinden sich derzeit in der Publikation und werden zeitnah veröffentlicht.

PRISMA – Scham, Schuld und Stolz bei Jugendlichen
PRISMA war eine Studie, die den Einfluss von Scham auf depressive Symptome bei Jugendlichen untersucht hat. In der PRISMA-Studie wurde untersucht, welchen Einfluss die Neigung zu Scham auf zwischenmenschliche Beziehungen und Fehlerüberwachung hat. Außerdem wurde angeschaut, ob Mobbingerfahrungen einen Einfluss auf Scham haben. Im Erwachsenenbereich ist bereits bekannt, dass Scham einen enormen Einfluss auf depressive Symptome hat. Bislang fehlen Ergebnisse bei Jugendlichen mit Depressionen. PRISMA hat versucht, diese Lücke zu schließen. Die Studie wurde finanziell durch die Robert-Enke-Stiftung unterstützt.
Depressive Patient:innen und gesunde Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren haben an der Studie teilgenommen. Es wurden Daten von insgesamt 124 Jugendlichen erhoben. Insgesamt waren die Jugendlichen fast zwei Stunden mit der Durchführung an der Studie beschäftigt. Sie füllten Fragebögen aus und machten zwei Aufgaben am Computer. In der einen Aufgabe sollten sie eine bestimmte Maustaste drücken, je nachdem, welche Buchstaben auf dem Bildschirm erschienen. Sie bekamen Feedback für richtige und falsche Antworten von einem:einer Mitspieler:in. In der zweiten Aufgaben teilte ein:e Mitspieler:in 10€ auf und die Teilnehmer:innen konnten sich entscheiden, ob sie das Angebot annehmen oder ablehnen wollen. Während der Computeraufgabe wurden die Gehirnaktivitäten der Teilnehmer:innen mit einem EEG gemessen.
Wir fanden heraus, dass die Jugendlichen, die in ihrer Kindheit und Jugend Mobbingerfahrungen gemacht haben, eher zu Scham neigen und dass diese Schamneigung zu depressiven Symptomen beiträgt. Wir fanden aber auch heraus, was gegen die negativen Auswirkungen von Mobbing hilft: Wer selbstbezogene Freundlichkeit zeigt, das heißt, wer geduldig und liebevoll mit sich umgeht, der ist besser vor depressiven Symptomen und Scham geschützt, auch wenn er Mobbing erfahren hat.
Die Aufgaben am Computer zeigten, dass die Jugendlichen, die berichteten, zu Scham zu neigen, unfaire Angebote ihrer Mitspieler:innen eher ablehnten. Wenn ihnen also von den 10€, die die Mitspieler:innen aufteilen sollten, nur 3€ oder weniger angeboten wurden, wollten sie lieber gar kein Geld als unfair behandelt zu werden. Jugendliche, die eher nicht zu Scham neigen, nahmen auch die unfairen Angebote an. Die Gehirnaktivität unterschied sich auch zwischen den Jugendlichen mit und ohne Neigung zu Scham: zu Scham neigende Jugendliche beobachteten ihre Fehler genauer. Wir vermuten, dass sie damit versuchen, weniger Fehler zu machen, die dann zu einem Schamgefühl führen. Da Scham ein sehr unangenehmes und schmerzhaftes Gefühl ist, ließe sich das gut verstehen.

IMAC-Studie
„Achtsamkeitsbasierte Gruppentherapie bei Jugendlichen mit Suchthintergrund im stationären Setting“
Um die Behandlung von Suchterkrankungen bei Jugendlichen zu verbessern, wurde in dieser Studie die Wirksamkeit einer achtsamkeitsbasierten Gruppentherapie im stationären Setting untersucht. Während solche Ansätze bei Erwachsenen mit Suchtproblemen und anderen psychischen Erkrankungen bereits erfolgreich angewendet werden, gibt es nur wenige Studien zu ihrer Wirkung bei Jugendlichen mit Suchterkrankung. Erste Untersuchungen aus dem englischsprachigen Raum zeigen vielversprechende Ergebnisse, doch bislang fehlten Therapiemanuale und wissenschaftliche Belege für den deutschsprachigen Raum.
In der aktuellen Studie wurden 84 Jugendliche mit Cannabisabhängigkeit zufällig in zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt die übliche Suchtbehandlung, während die andere Gruppe zusätzlich an der achtsamkeitsbasierten Gruppentherapie „Mind it!“ teilnahm. Ziel war es zu prüfen, ob die Kombination aus der üblichen Behandlung und Achtsamkeitsinterventionen langfristig zu einer stärkeren Reduktion des Cannabiskonsums führt.
Die Ergebnisse zeigen, dass beide Gruppen ihren Cannabiskonsum nach sechs Monaten deutlich reduzierten. Obwohl sich direkt nach der Behandlung geringfügige zusätzliche Vorteile für „Mind it!“ zeigten – insbesondere eine Verringerung von Suchtdruck und Schweregrad der Abhängigkeit –, berichteten die Teilnehmer der Standardbehandlung insgesamt längerfristige Effekte hinsichtlich der Reduktion des Schweregrads der Suchterkrankung und des Belohnungssuchtverhaltens. Gleichzeitig zeigte sich bei „Mind it!“ eine nachhaltigere Verbesserung der Selbstregulationsfähigkeiten (Achtsamkeit).
Die Studie zeigt, dass Achtsamkeitsinterventionen für Jugendliche mit Suchterkrankungen umsetzbar sind, aber die Ergebnisse nicht durchgehend stabil bleiben. Vor allem die Umsetzung als zusätzliches Therapieangebot über einen Zeitraum von 8 Wochen erwies sich als herausfordernd und ging mit einer höheren Abbruchrate einher. Dies erschwert die Interpretation der Ergebnisse. Zukünftige Programme sollten daher stärker darauf achten, eine regelmäßige und kontinuierliche Teilnahme der Jugendlichen zu fördern, um belastbarere Aussagen zur Wirksamkeit von achtsamkeitsbasierten Behandlungsangeboten für Patient:innen mit Suchterkrankung im stationären Setting machen zu können.
Publikation:
Legenbauer, T., Baldus, C., Jörke, C., Kaffke, L., Pepic, C., Daubmann, A., Zapf, A., Holtmann, M., Arnaud, N. & Thomasius, R. (2024). Mind it! A mindfulness-based group psychotherapy for substance use disorders in adolescent inpatients. Eur Child Adolesc Psychiatry 33, 4205–4217 (2024). https://doi.org/10.1007/s00787-024-02465-z

DeLight - Wirksamkeit von Lichttherapie
Die DeLight-Studie untersuchte den Einsatz von Lichttherapie als ergänzende Behandlung für Jugendliche mit mittelschweren bis schweren Depressionen während ihres stationären Aufenthalts. Zwischen März 2018 und November 2020 nahmen insgesamt 224 Jugendliche aus vier Kinder- und Jugendpsychiatrien (Hamm, Rostock, Neuruppin, Hamburg) an der Studie teil. Die Stichprobe bestand aus 32 Jungen und 192 Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren (Durchschnittsalter: 15,5 Jahre, Standardabweichung: 1,4 Jahre).
Im Rahmen der Studie wurden die Teilnehmenden in zwei Gruppen eingeteilt: 116 Jugendliche erhielten über einen Zeitraum von vier Wochen eine morgendliche Lichttherapie mit einer Lichtbrille von 10.000 Lux (Interventionsgruppe). In der Kontroll-Gruppe erhielten 111 Jugendliche eine Lichttherapie mit rotem Licht und deutlich geringerer Lux-Zahl über denselben Zeitraum. Die Ergebnisse zeigen, dass in beiden Gruppen über die Zeit ein Rückgang der depressiven Symptomatik beobachtet wurde. Lichttherapie mit einer hohen Lichtdosis brachte keinen zusätzlich anti-depressiven Effekt. Alle Patient:innen profitierten von der stationären Behandlung und zeigten eine Verbesserung der Stimmung, unabhängig von der Lichttherapie. Möglicherweise ist eine zusätzliche Lichttherapie eher bei weniger schweren Verläufen und im ambulanten Setting sinnvoll. Um eindeutige Empfehlungen aussprechen zu können, sind jedoch weitere Forschungsarbeiten erforderlich.
Publikation:
Legenbauer, T., Kirschbaum-Lesch, I., Jörke, C., Kölch, M., Reis, O., Berger, C., Dück, A., Schulte- Markwort, M., Becker-Hebly, I., Bienioschek, S., Schroth, J., Ruckes, C., Deuster, O., & Holtmann, M. (2024). Bright Light Therapy as Add-On to Inpatient Treatment in Youth With Moderate to Severe Depression: A Randomized Clinical Trial. JAMA Psychiatry. Advance online publication. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2024.0103
