Aufnahmeassistenz – kein Job für schwache Nerven
Volker Teilmanns arbeitet in der Aufnahmeassistenz. Im Interview erzählt er, was genau der Job beinhaltet.
Stellen Sie sich doch erst einmal kurz vor…
Mein Name ist Volker Teilmanns. Ich arbeite schon seit einer ganzen Weile hier an der Klinik, bestimmt schon 24 Jahre. Seit 12 Jahren bin ich in der Aufnahmeassistenz tätig. Davor habe ich sowohl im Akutbereich als auch im tageklinischen Bereich der Klinik gearbeitet.
Wie sieht Ihr Aufgabenbereich in der Aufnahmeassistenz aus?
Ich bin vor allem für die Koordinierung der Akutvorstellungen sowie die Steuerung der geplanten Aufnahmen über unsere Warteliste zuständig. Da ist schon Organisationsgeschick gefragt. Als ich in der Aufnahmeassistenz anfing, gab es ca. 400 Akutvorstellungen im Jahr. 2021 waren es über 1200 und dieses Jahr sehen wir einen weiteren Anstieg. Klingelt das Telefon – und das tut es sehr oft - müssen alle anderen Aufgaben warten. Eltern rufen an, oder auch die Kinder und Jugendlichen selbst und erzählen von ihrer Situation. Ich muss dann einschätzen: Handelt es sich um einen Akutfall, der umgehend bei uns vorstellig werden muss?
Das klingt nach einer großen Verantwortung – auf welcher Grundlage treffen Sie diese Entscheidung?
Ja, der Verantwortung sollte man sich schon bewusst sein. Der Job ist bestimmt nichts für schwache Nerven. Die zwölf Jahre Erfahrung sind da schon sehr hilfreich. Ich höre den Eltern oder Jugendlichen genau zu, stelle Fragen und gleiche die Informationen, die ich bekomme, mit unterschiedlichen Störungsbildern ab, um die Situation besser einschätzen zu können. Es gibt drei Aspekte, die besonders wichtig sind, wenn es um die Entscheidung geht, ob ein Akutfall vorliegt:
- Liegt eine akute Suizidgefährdung vor?
- Gibt es eine massive Eigen- oder Fremdgefährdung?
- Gibt es einen Verdacht auf eine psychotische Entwicklung?
Und natürlich spielt auch das Bauchgefühl immer eine Rolle. Ich denke: Lieber einmal zu viel vorstellig werden, als zu wenig. Bei der Entscheidungsfindung bin ich immer in engem Kontakt zu den Kolleg/innen des Ärztlich- Therapeutischen Dienstes.
Was ist bei dem Kontakt mit den Patient:innen und ihren Angehörigen besonders wichtig?
Die Eltern und ihre Kinder brauchen Unterstützung, wenn Sie sich bei uns melden. Wenn wir nicht der richtige Ansprechpartner sind, schaue ich, an wen sich die Familien stattdessen wenden können und berate sie diesbezüglich. Einfach sagen „Wir sind nicht zuständig“ und auflegen – das gibt es nicht. Mir ist sehr wichtig, dass die Familien mit ihren Sorgen nicht alleine gelassen werden.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie in Ihrem Job?
Ich muss gedanklich sehr flexibel sein und schnell reagieren. Es war zu Anfang eine große Herausforderung für mich, die eigene Arbeit zu strukturieren, da das Telefon nun mal sehr oft klingelt und ich andere Tätigkeiten dann unterbrechen muss. Das kann schon mal stressig werden. Dennoch ist es wichtig, in schwierigen Situationen Ruhe zu bewahren, die wichtigsten Informationen zu erfassen und auf Basis dieser Lage zu entscheiden, was zu tun ist. Im Umgang mit den Eltern oder Kindern und Jugendlichen ist dann viel Verständnis gefragt. Oft sind diese hilflos und überfordert – wird dann mal jemand unfreundlicher, nehme ich das nicht persönlich. Und natürlich muss ich immer genau wissen, was in der Klinik gerade alles passiert, was auf den Stationen los ist, wie wir gerade aufgestellt sind, um die Aufnahmen richtig koordinieren zu können.
Was macht Ihnen an der Arbeit besondere Freude?
Es ist eine spannende, abwechslungsreiche und sehr herausfordernde Aufgabe – das gefällt mir so gut an meinem Job. Wenn ich abends nach Hause gehe, weiß ich, dass ich meine Zeit sinnvoll verbracht habe. Es gibt mir ein gutes Gefühl, Familien helfen oder ihnen Antworten geben zu können. Wichtig ist für mich aber auch ein Ausgleich zum Job, um durchatmen zu können. Zeit mit der Familie, Gartenarbeit oder Sport – da kann ich dann abschalten.