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Kolumbien, Kartoffeln und ein Freiwilliges Soziales Jahr

Laura stammt ursprünglich aus Venezuela, lebte eine Zeit lang in Kolumbien und kam schließlich als Au Pair nach Deutschland. Inzwischen macht die 26-jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr an der LWL-Universitätsklinik Hamm, im Anschluss möchte sie hier gerne eine Ausbildung als Erzieherin starten. Laura beweist: Es zahlt sich aus, die eigenen Ziele im Blick zu behalten und Herausforderungen auch als Chancen zu sehen.

„Was mich an Deutschland wirklich verwundert hat? Wie unglaublich viele Gerichte man mit Kartoffeln kochen kann!“ Die 26-jährige Laura sitzt im Dienstzimmer der Station B1, sie absolviert derzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr im Pflege- und Erziehungsdienst unserer Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Ursprünglich kommt Laura aus Venezuela, aufgrund der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage dort, ging sie mit 21 Jahren nach Kolumbien. „Meine Eltern kamen nicht mit, aber meine Mutter stammt ursprünglich aus Kolumbien, wir haben daher dort Familie. Ich verbrachte schon in meiner Kindheit viel Zeit in dem Land, trotzdem war es natürlich eine große Herausforderung für mich, mich einzugewöhnen.“

FSJ an der LWL-Universitätsklinik Hamm

In Kolumbien arbeitete Laura in einem Call Center, eine Kollegin dort brachte sie auf die Idee, sich für ein Au Pair Programm zu bewerben. Laura, die sich selbst als kommunikativ, kreativ und wissensdurstig beschreibt, sah darin eine neue Perspektive, eine Möglichkeit, eine neue Sprache zu erlernen, eine andere Kultur zu erleben und sich weiterzuentwickeln.

„Ich spreche kein Deutsch“ sei der einzige Deutsche Satz gewesen, den die heute 26-jährige bei ihrer Ankunft kannte. Mit ihrer Gastfamilie, mit der sie sich auf Anhieb extrem gut verstand, verständigte sie sich zunächst auf Englisch. „Durch die Zeit in Kolumbien bin ich sehr selbstständig geworden, das hat den Anfang hier leichter gemacht.“ Laura belegte Online-Sprachkurse und lebte sich schnell ein. Als ihre Gastfamilie ihr anbot, über das angesetzte Jahr hinaus zu bleiben, zögerte sie keine Sekunde und schrieb Bewerbungen, um im sozialen Bereich arbeiten zu können. Als die Zusage von der LWL-Universitätsklinik Hamm kam, war die Freude groß. „Ich war begeistert. Ich wusste durch meine Zeit als Au Pair, dass mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht. Die Klinik ist so groß, es gibt so viele Bereiche, es gibt so viel zu lernen. Das war mehr, als ich mir gewünscht hatte!“, so Laura.

Das Ziel: Eine Ausbildung zur Erzieherin

Besonders durch das Freiwillige Soziale Jahr habe sie dann auch Sicherheit in der deutschen Sprache erlangt. „Im Stationsalltag musste ich mich natürlich mit dem Team verständigen, mit den Patientinnen und Patienten und das war zunächst nicht einfach, denn auf so einer Station ist immer viel los, dort sind viele Leute. Aber das Team und auch die Kinder und Jugendlichen waren sehr geduldig mit mir, haben gerne Worte wiederholt oder erklärt.“ Eine weitere Herausforderung sei vor allem gewesen, die Klinikprozesse zu verstehen. „Ich habe gefragt, gefragt und gefragt, ich habe so viel gefragt, um alles nachvollziehen zu können. Es war schön, dass das Team mir meine Fragen immer gerne beantwortet hat, gleichzeitig aber auch für meine Ideen und Gedanken immer ein offenes Ohr hatte.“ Ob die Arbeit in der Klinik das Klischee bedient habe, die Deutschen seien extrem strukturiert und pünktlich? „Definitiv!“, lacht Laura. Ihr habe das jedoch tatsächlich geholfen, sich mit dem Arbeitsalltag schnell vertraut zu machen.

Im Anschluss an das Freiwillige Soziale Jahr möchte Laura gerne eine Erzieherausbildung an der Klinik beginnen. Ihre Freizeit möchte sie weiterhin damit verbringen, ihre neue Wahlheimat besser kennenzulernen: „Ich nutze gerne Kulturangebote, ich gehe gerne ins Theater, ins Museum oder mache kleine Städtetrips, um neue Orte zu erkunden.“

Was sie an Kolumbien und Venezuela vermisse? „Zum einen das Wetter“, meint die 26-jährige mit einem grinsenden Blick zum Fenster des Dienstzimmers, an dem große dicke Regentropfen langsam hinunterlaufen. „Vor allem aber natürlich meine Familie, die habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Wir sind aber regelmäßig in Kontakt und sie freuen sich sehr, dass ich mich hier so wohl fühle und meine Ziele verfolge.“