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"Kinder & Jugendliche haben ein Recht darauf, mitzureden, gehört zu werden und an Entscheidungen beteiligt zu werden"

Im Interview erklärt Priv.-Doz. Dr. Manuel Föcker, Oberarzt an der LWL-Universitätsklinik Hamm, welche Bedeutung das Thema "Kinderrechte" im Klinikalltag hat.

Herr Dr. Föcker, welche Rolle spielen Kinderrechte im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie?

Kinderrechte sind ein wichtiges Thema – allgemein und besonders auch im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Hilfesysteme sind anfällig dafür, dass sich ungünstige Machtverhältnisse bilden - gerade bei Kindern und Jugendlichen. „Du bist noch so jung – du kannst das noch nicht einschätzen“ – dieser Gedanke ist mehr als problematisch. Das sollten sich Behandelnde, aber auch Eltern oder andere, in den Behandlungsprozess involvierte Institutionen, immer wieder bewusstmachen. Stattdessen müssen wir schauen und sicherstellen: Wie können Kinder und Jugendliche, die Hilfe in unserer Klinik suchen, ihre Behandlung aktiv mitgestalten? Die jungen Menschen haben ein Recht darauf, mitzureden, gehört zu werden und an Entscheidungen beteiligt zu werden.

Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie die Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Klinik gewahrt werden?

Alle Kinder und Jugendlichen haben Rechte – so steht es auch in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, an der wir uns als Klinik orientieren. Es gibt das Recht auf die persönliche Entwicklung, auf Gleichbehandlung oder Gesundheit. Geht es Betroffenen nicht gut, haben sie ein Recht auf eine Behandlung. Ebenso gibt es das Recht auf Information: Wir sprechen ausführlich mit den Patientinnen und Patienten über geplante Therapiemaßnahmen, über Ziele und ihre Sorgen und Ängste, ebenso über die voraussichtliche Dauer des Behandlungsprozesses. Während eines Klinikaufenthaltes besuchen die Kinder und Jugendlichen in der Regel unsere Klinikschule, um auch das Recht auf Bildung zu wahren. Deutlich wird anhand dieser Beispiele: Das Thema „Kinderrechte“ zieht sich durch sämtliche Klinikbereiche. Ganz wichtig: Der partizipative Gedanke muss im Klinikalltag gelebt werden, die Perspektive der Kinder und Jugendlichen muss jederzeit berücksichtigt werden.

Ganz wichtig: Eine transparente Kommunikation

Welche Herausforderungen ergeben sich im Klinikalltag, wenn es um das Thema „Kinderrechte“ geht?

Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz. Ebenso haben sie ein Recht auf Selbstbestimmung. Es kann jedoch Situationen geben, in denen diese beiden Ansätze nur schwer miteinander vereinbar sind. Wenn ein Kind oder Jugendlicher sich in einer Krise befindet und sich selbst verletzen möchte, steht der Schutzaspekt an erster Stelle. Ebenso gibt es Regeln im Stationsalltag, die die Kinder und Jugendlichen vor Schaden bewahren sollen. Wichtig ist immer, genau abzuwägen, Vorgehensweisen stets zu hinterfragen und transparent zu kommunizieren.

Sie sagen: Der partizipative Gedanke muss im Klinikalltag gelebt werden – wie gelingt das?

Kommunikation spielt hier eine entscheidende Rolle. Die Klinik hat die Verantwortung, die Rechte von Kindern zu wahren und Strukturen zu schaffen, die das ermöglichen. Ebenso ist hier jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin gefragt, sich mit dem Thema regelmäßig auseinanderzusetzen und sich die enorme Bedeutung stets bewusstzumachen. Wir müssen uns selbst immer wieder auf den Prüfstand stellen und stets nach Optimierungspotenzialen schauen, das Thema immer wieder neu denken. Das ist ein nie endender Prozess. Ein wichtiger Punkt ist außerdem, die Kinder und Jugendlichen konkret über ihre Rechte zu informieren – auch hier gilt, fortlaufend nach neuen Wegen und Möglichkeiten zu suchen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Das Bild zeigt Priv.-Doz. Dr. Manuel Föcker, Oberarzt an der LWL-Universitätsklinik Hamm

Priv.-Doz. Dr. Manuel Föcker, Oberarzt an der LWL-Universitätsklinik Hamm