Die Clean-Gruppe auf der B2
Auf der Station B2 findet regelmäßig die sogenannte Clean-Gruppe statt. Worum es sich dabei handelt und inwiefern die Patient:innen von diesem Angebot profitieren können, erklären Sven Grochow (Pflege- und Erziehungsdienst) und Nadja Olah (Kliniksozialdienst) im Interview.
Die Clean-Gruppe - Was ist das für ein Angebot?
Nadja Olah: Die „Clean-Gruppe“ auf der B2 ist ein Angebot für Patient:innen zwischen 13 und 18 Jahren, die aufgrund einer Doppeldiagnose am Drogen-Plus-Programm teilnehmen. Doppeldiagnose bedeutet: Der Suchtmittelkonsum dieser Jugendlichen steht in Zusammenhang mit anderen psychischen Erkrankungen, wie beispielsweise Depressionen, ADHS oder beginnenden Persönlichkeitsstörungen.
Sven Grochow: Die Clean-Gruppe findet einmal in der Woche mit maximal sechs Teilnehmenden statt. Wichtig ist: Es handelt sich um ein freiwilliges Angebot. Hilfreich ist natürlich, wenn die Jugendlichen motiviert sind, etwas zu verändern, um abstinent zu bleiben. Es geht aber in der Clean-Gruppe auch darum, diese Motivation zu entwickeln.
Was ist das Ziel, das mit der Clean-Gruppe verfolgt wird?
Sven Growchow: Mit diesem Gruppenangebot möchten wir die Teilnehmenden dabei unterstützen, langfristig abstinent zu bleiben. Bei den regelmäßigen Zusammenkünften haben sie die Möglichkeit, sich mit anderen Kindern und Jugendlichen auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und Handlungsalternativen zu erarbeiten, um vom Konsumverhalten wegzukommen.
Nadja Olah: Es geht viel um die Rückfallprophylaxe. Eine Frage kann beispielsweise sein: Was mache ich, wenn ich meine beste Freundin treffe und diese mir Drogen anbietet? Gemeinsam in der Gruppe entwickeln wir Lösungsstrategien für solche schwierigen Situationen oder auch Alternativen für den Umgang mit Suchtdruck. Ziel ist es, die Jugendlichen auf ein suchtfreies Leben nach der Behandlung vorzubereiten, sie zu stärken und Sorgen oder Ängste aufzuarbeiten.
Wie laufen die Treffen im Rahmen der Clean-Gruppe ab?
Nadja Olah: Die Treffen starten immer mit einer Befindlichkeitsrunde, um allen die Gelegenheit zu geben, kurz zu erzählen, was gerade so bei ihnen los ist. Es gibt keine Vorgaben bezüglich der Inhalte. Die einzige Regel: Es wird nicht über Drogen an sich gesprochen. Wir motivieren die Jugendlichen, eigene Themen mitzubringen, die sie gerade beschäftigen. Diese arbeiten wir dann im gemeinsamen Austausch auf. Oftmals werden die Teilnehmenden dabei auch sehr kreativ, sie arbeiten mit Flipcharts, erstellen Arbeitsblätter oder andere Materialien wie beispielsweise Notfallkarten, auf denen Kontaktdaten möglicher Ansprechpartner:innen stehen, an die sie sich jederzeit wenden können.
Welche Themen bringen die Jugendlichen in der Regel so mit?
Sven Grochow: Das ist immer ganz unterschiedlich. Wie bereits gesagt, geht es viel um die Vermeidung von Rückfällen. In der Gruppe tauschen die Jugendlichen sich aber auch darüber aus, wie sie überhaupt zum Drogenkonsum gekommen sind und was dieser in ihrem Leben angerichtet hat, was er kaputt gemacht hat. Jeder Patient, jede Patientin bringt da eine ganz eigene Geschichte mit. Es kann helfen, diese mit anderen zu teilen. Wir sprechen aber auch über mögliche Perspektiven nach dem Aufenthalt in der Klinik. Wenn jemand rückfällig geworden ist, kann auch das in der Gruppe aufgearbeitet werden.
Welche Herausforderungen ergeben sich für die Jugendlichen durch die Teilnahme an der Clean-Gruppe?
Sven Grochow: Für die Patient:innen ist es anfangs meist gar nicht so leicht, sich überhaupt auf diesen Austausch einzulassen, sich zu öffnen. Es geht ja auch darum, auch Ängste zuzugeben, sich über Gedanken oder Sorgen auszutauschen, Gefühle zuzulassen. Die Jugendlichen geben also eine Menge von sich Preis.
Nadja Olah: Daher ist es uns auch ganz wichtig, dass die Themen, die in der Gruppe besprochen werden, auch in der Gruppe bleiben. Die Jugendlichen müssen sich da aufeinander verlassen können. Auch dieses Vertrauen muss erst nach und nach entstehen.